Wohnen ist Menschenrecht
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Alles rund ums Wohnen und Nicht-Wohnen

Für eine Nationale Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit

Werena Rosenke

Unter dem Titel „Alles rund ums Wohnen und Nicht-Wohnen – Für eine Nationale Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit“ haben sich vom 11. bis 13. November 2019 knapp über 1000 Mitwirkende und Teilnehmende zur Bundestagung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e. V. (BAG W) in Berlin zusammengefunden, um aktuelle Fragen der Wohnungsnotfallhilfe zu diskutieren.

Ausgrenzung von Menschen in Wohnungsnot entgegenwirken und verhindern
Die Lage auf den Wohnungsmärkten hat sich nicht verbessert: Wohnungslose Menschen haben kaum noch Chancen auf eigenen Wohnraum. Träger der Wohnungsnotfallhilfe finden keine Wohnungen, die sie für ihre Klient:innen anmieten könnten. Viele Menschen sind auf eine ordnungsrechtliche Unterbringung angewiesen, die oft genug Mindeststandards nicht genügt.

Wohnungslose Menschen sind aber nicht nur aus dem Wohnungsmarkt ausgegrenzt, sondern auch aus anderen existenziellen Lebensbereichen. Vielfältige Dimensionen der Exklusion befördern und begründen Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit. Deswegen ist es notwendig, dass die Menschen in einer Wohnungsnotfallsituation auch Hilfen zur Überwindung der sozialen Ausgrenzung in den anderen Lebensbereichen erhalten, um die Ursachen von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit zu überwinden. Zugleich ist dies ohne eigene Wohnung kaum möglich: Denn das Leben in Wohnungslosigkeit oder in einem vom Verlust bedrohten Wohnverhältnis ist oft zugleich Ursache der anderen Dimensionen der Ausgrenzung.

Für eine Nationale Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit
Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, fordert die BAG W seit langem eine umfassende Nationale Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit.

Zentrale Handlungsfelder dabei sind:
• Die Ressource Wohnraum: Wohnungen für Wohnungslose
• Prävention, um Wohnungsverluste zu verhindern
• Unterstützung im Wohnraum, um eine Wohnung nachhaltig zu sichern
• Ein menschenwürdiges und rechtssicheres Notversorgungssystem, wenn trotz aller Bemühungen ein Wohnungsverlust nicht verhindert werden kann

Darüber hinaus lassen sich weitere Handlungsfelder benennen, die Teil einer Nationalen Strategie zur Überwindung von Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit sein sollten:
• Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik
• Qualifizierung und Arbeitsförderung
• Schutz vor Gewalt im öffentlichen Raum und in prekären Wohnverhältnissen

Weitere wichtige Themen
Neben diesen Leitthemen wurden auf der Bundestagung 2019 weitere zentrale Themen und Problemstellungen der Hilfen im Wohnungsnotfall umfassend und fundiert thematisiert. Dazu gehörten selbstverständlich die Bemühungen um die Partizipation wohnungsloser Menschen in der BAG W und in den Hilfeangeboten vor Ort, genauso wie die Bemühungen um die Selbstorganisation wohnungsloser Menschen bzw. von Menschen, die in ihrem Leben Wohnungslosigkeit erfahren mussten.
Großen Raum eingenommen haben auch die Informationen und Diskussionen zu den Hilfen für Unionsbürger:innen, zur ordnungsrechtlichen Unterbringungspflicht der Kommunen und den Hilfeangeboten für Familien und Frauen.
Die Befassung mit den Hilfen nach §§ 67 ff. SGB XII sowie deren Verhältnis zu anderen Hilfen ist immer zentrales Thema der Bundestagung. Der 31. Januar 2022 ist der Stichtag der Bundesstatistik zur Ermittlung wohnungsloser untergebrachter Personen; an diesem Datum ermittelt das Statistische Bundesamt erstmalig eine Zahl wohnungsloser untergebrachter Personen. Somit bildete bereits bei der Bundestagung 2019 die statistische Erfassung von Wohnungs-und Obdachlosigkeit einen wichtigen Schwerpunkt mit den Themen: Bundesstatistik, Schätzung der BAG W und Zählung der Straßenobdachlosigkeit.
Weiterhin wurden innovative Ansätze und Methoden der sozialen Arbeit der Hilfen in Wohnungsnot vorgestellt. Gute Praxisbespiele lieferten Anregungen und Hilfestellungen für die eigene Arbeit.
Die vorliegende Veröffentlichung dokumentiert eine Reihe der Vorträge dieser Bundestagung und soll zur weiteren Auseinandersetzung mit den vielfältigen Themen und Problemstellungen der Tagung einladen.