Wohnen ist Menschenrecht

Würde und Wohnung sichern

Diese Ausgabe der Zeitschrift wohnungslos richtet den Blick auf den „Kernbereich“ der Wohnungsnotfallhilfen – die Sicherung von Würde und Wohnung. Es ist eine beständige Aufgabe unter den sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Im ersten Beitrag zeigt Prof. Falk Roscher sehr eindrücklich, dass der Einsatz für die Gewährung der „67er-Leistungen“ sich unmittelbar aus dem Grundgesetz ableiten lässt. Aber nicht der Rechtsanspruch allein ist relevant, sondern das damit eine „unverzichtbare Handlungsanweisung“ gegeben ist, „wie Würde […] mittels persönlicher Hilfe im Wohnungsnotfall gewahrt werden kann“. Diese Errungenschaft gilt es fachlich und politisch stets aufs Neue zu verteidigen.

Die Rolle der eigenen Wohnung erläuterte die BAG W bereits auf ihrer Jahrestagung 2017 unter dem Titel: „… ohne Wohnung ist alles nichts!“ Seitherige Entwicklungen gefährden das Wohnen weiter und Menschen in Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit sind zunehmend in aussichtloser Lage. Vor diesem Hintergrund diskutieren Werena Rosenke und Sarah Lotties aktuelle BAG W-Umfrageergebnisse zu Kooperationen zwischen Wohnungswirtschaft und Wohnungsnotfallhilfen sowie der Versorgung schwer vermittelbarer wohnungsloser Menschen mit Normalwohnraum. In ihren Schlussfolgerungen und der in diesem Heft dokumentierten BAG W-Empfehlung „Dauerhaftes und sicheres Wohnen in Mietwohnungen für Menschen mit besonders hohen Hilfebedarfen (High Need Clients)“ spiegelt sich die Dringlichkeit wider, mit der neue Wege beschritten werden müssen, um nachhaltig gerade für diese besonders gefährdete Gruppe eigenen Wohnraum zu sichern.

Im Rahmen des Themenschwerpunktes erläutert Svenja Haidar am Beispiel von Münster, wie die Entwicklung eines gesamtstädtischen präventiven Handlungsansatzes gelingt und welche Potentiale darin stecken. Dass die Stadt diesen Weg gehen kann, ist unmittelbar an die Förderung durch das zuständige Bundesland gekoppelt und zeigt den hohen Stellenwert politischer Entscheidungen. In diese Richtung zielt die BAG W-Kampagne – WOHNUNG_LOS! JETZT HANDELN, um bis 2030 Wohnungsnot und Wohnungslosigkeit in Deutschland zu beenden! – deren Inhalte hier vorgestellt werden, womit die politischen Ebenen zum umgehenden Handeln aufgefordert sind. Daran anschließend dokumentiert Stephan Nagel die Eckpunkte der Hamburger Wohlfahrtsverbände für einen entsprechenden lokalen Aktionsplan.

Dr. Manfred Hammel diskutiert anhand aktueller Rechtsprechung einen traurigen „Dauerbrenner“ für die Wohnungsnotfallhilfen: die nicht (immer) würdesichernde kommunale Praxis bei der Unterbringung „umgangsschwieriger“ wohnungsloser Personen.

Wir wünschen eine nachhaltige Lektüre und bitte beachten Sie auch die Hinweise auf die folgenden Fachveranstaltungen der BAG W.


Joachim Krauß
Schriftleitung wohnungslos