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Praxisfragen Sozialer Arbeit in der Wohnungslosenhilfe

Vor dem Hintergrund steigender Zahlen von Frauen in Wohnungsnot und den damit einhergehenden Hilfebedarfen gewinnt eine bedarfsgerechte Umstrukturierung bestehender Hilfesysteme für diese Zielgruppe zunehmend an Bedeutung. Gerade auch angesichts eines allgegenwärtigen Kostendrucks wird eine passgenaue und somit nachhaltigere Vermittlung aus dem niedrigschwelligen Hilfebereich immer wichtiger, um die Kosten für abgebrochene inadäquate Hilfen, kostenintensive Unterbringungen in Wohnheimen und Krisenhäusern sowie vermeidbare Krankenhausaufenthalte zu minimieren.

Die von den Autorinnen Martina Krägeloh und Britta Köppen präsentierten Ergebnisse einer bundesweit einmaligen Studie zur Effektivität zusätzlicher Beratungsangebote im niedrigschwelligen frauenspezifischen Hilfebereich machen deutlich, wie sich sowohl bei Klientinnen sozialpädagogischer Beratung als auch in der psychologischen Beratung durch entsprechende ergänzende Beratung signifikant positive Effekte in Bezug auf die psychische Verfassung der Klientinnen und den Erfolg der Vermittlungstätigkeit aus dem niedrigschwelligen Hilfebereich heraus erzielen lassen. Auf den Ergebnissen einer Befragung beruht auch der Beitrag von Wolfgang Spellmeyer, der der Frage nachgeht, welche Faktoren aus Sicht von Klienten und Professionellen für die Wirkung von Sozialtherapie von Bedeutung sind. Auf der Basis der Ergebnisse dieser Befragung der männlichen Klienten sowie der MitarbeiterInnen einer stationären Wohnungslosenhilfeeinrichtung macht der Autor deutlich, dass Wohnungslosigkeit unter Männern durch eine Vielzahl verschiedener und häufig sehr komplexer Problemlagen bedingt ist, während gleichzeitig therapeutische Konzepte häufig Gefahr laufen, einzelne Probleme in den Fokus der Beratung zu nehmen. Demgegenüber plädiert der Autor dafür, nicht einzelne Probleme in den Fokus von Sozialtherapie zu stellen, sondern deren Auswirkungen auf die Person selbst und seine Umgebung in den Blick zu nehmen.

Mit dem vorliegenden Heft greift die Zeitschrift Fragen der sozialarbeiterischen Praxis in der Wohnungslosenhilfe auf und beleuchtet entlang aktueller Untersuchungen unterschiedliche Ansätze sozialpädagogischer und sozialtherapeutischer Beratung im Hilfefeld. Darüber hinaus untersuchen die AutorInnen Thomas Ballweg, Robert Lehmann und Claudia Eisele unter dem Titel „Soziale Arbeit macht sich bezahlt“ den Social Return on Investment (SROI) einer stationären Einrichtung der Wohnungslosenhilfe in München. Während im gesellschaftlichen Umgang mit Menschen in besonderen sozialen Schwierigkeiten in erster Linie sozialethische Aspekte im Vordergrund stehen sollten, gewinnen angesichts eines steigenden Kostendrucks in den öffentlichen Haushalten immer mehr auch ökonomische Fragen an Bedeutung, die von den AutorInnen mit Hilfe des angewendeten SROIModells ins Blickfeld ihrer Untersuchung gerückt werden. Ziel ist es, die in der Hilfe ausgegebenen Finanzmittel nicht nur als Kosten des Sozialen zu begreifen, sondern gerade auch als Investitionen in das Soziale zu verstehen.

Rolf Jordan
Fachreferent der BAG Wohnungslosenhilfe e.V.